Auszug aus der Broschüre (November 2001)
Erfolgreiche EXISTENZ-Gründungen
Betriebsportäts aus den EU/NRW-Ziel-2-Gebieten
Herausgeber: LGH (Landes-Gewerbeförerungsstelle des NRW Handwerks)
sowie Go! Das Gründernetzwerk:nrw
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Dirk Lankermann - Glasermeister aus Duisburg
Wenn man Dirk Lankermann vor 15 Jahren nach seinen beruflichen Plänen befragt hätte,
dann wäre mit ziemlicher Sicherheit das Stichwort ‚Computer’ gefallen. Als Schüler
verbrachte der heute 30jährige Duisburger nämlich die meiste Zeit damit, die für
ihn faszinierende Technik kennen zu lernen
und für die unterschiedlichsten Anwendungen nutzbar zu
machen. Warum er dann schließlich beruflich doch einen
ganz anderen Weg eingeschlagen hat und heute als selbstständiger
Glasermeister immerhin bereits 11 Mitarbeiter
beschäftigt, vermag er selber im Nachhinein nicht mehr
genau zu erklären. „Es hat sich halt so ergeben”, stellt er
dazu fest, „und außerdem war ich wohl erblich vorbelastet.”
Der Name Lankermann hat nämlich im Duisburger Handwerk
schon seit mehreren Generationen Tradition, und Tradition
hat zweifelsfrei auch die Glaserei Scholl, für die Dirk Lankermann
inzwischen die alleinige unternehmerische Verantwortung
trägt. Die Gründung des Unternehmens geht zurück
in das Jahr 1727. Es handelt sich um die nachweislich älteste
Glasmalerei Deutschlands und um den ältesten Handwerksbetrieb
im Duisburger Stadtgebiet. Diese besondere Tradition
alter Handwerkskunst einerseits fortzuführen und andererseits
einen modernen Glaser-Betrieb erfolgreich am Markt zu
positionieren, ist die anspruchsvolle Zielsetzung, der sich der
junge Glasermeister voll und ganz verschrieben hat.
Als Dirk Lankermann 1989 im gleichen Betrieb eine Ausbildung
als Glaser begann, lag die Unternehmensleitung
noch bei seinem Vater Arnold
Lankermann. Nach der Gesellenprüfung absolvierte
der junge Mann zunächst seinen
Wehrdienst, um danach als Geselle in den
Betrieb zurückzukehren. An der Fachschule
in Rheinbach besuchte er einen Meistervorbereitungskurs.
1995 bestand er vor der
Handwerkskammer zu Köln die Meisterprüfung
als Glaser. Obwohl Vater und Sohn
im Anschluss daran die Neupositionierung des traditionsreichen
Unternehmens am Markt gemeinsam vorantrieben,
bezeichnet Dirk Lankermann diese Phase im Nachhinein als
„schwierig und problematisch”. Diese gemeinsame Phase
war deshalb auch zeitlich begrenzt. Schon Ende 1996 übernahm
Dirk Lankermann die Unternehmensleitung; zu Beginn
lediglich unterstützt von einem Gesellen und einem Lehrling.
Doch der Betrieb expandierte rasch. Dirk Lankermann war
von Beginn an bemüht, seinen Kunden ein möglichst breites
Produkt- und Dienstleistungsspektrum zu bieten. „Vielseitigkeit
ist in unserer Branche heutzutage ganz besonders
wichtig”, weiß der junge Unternehmer. Konsequenter Weise
umfasst der Tätigkeitsbereich des Unternehmens heute neben
der traditionellen Kunstglaserei auch innovative Leistungen
rund um den Werkstoff Glas. Dazu gehören die Anfertigung
und Montage gläserner Raumtrennungen ebenso wie
moderne Sandstrahlbearbeitung von Glas und natürlich
Reparaturleistungen. Als zusätzliches Standbein setzt Dirk
Lankermann außerdem auf Glas im Bereich der Werbetechnik.
Glasbeschilderungen in allen Größen und Ausführungen
von der Gestaltungsidee über die Anfertigung bis hin
zur fachmännischen Montage bilden inzwischen einen
Dirk Lankermann
Glasermeister
aus Duisburg
erheblichen Teil des Betriebsumsatzes. Für die besondere
Service-Orientierung der Glaserei spricht die Unterhaltung
eines 24-Stunden-Notdienstes, für den der junge Firmenchef
über Handy zu jeder Zeit und an jedem Ort erreichbar ist.
Als „besonders offensiv” lässt sich die Werbestrategie der
Glaserei Scholl bezeichnen. Grellgelb hat Lankermann die
Fahrzeuge seines Fuhrparks lackieren lassen. Der damit verbundene
Wiedererkennungseffekt – davon ist der Firmenchef
aufgrund entsprechender Rückmeldungen überzeugt – hat
seine Wirkung auf potenzielle Kunden nicht verfehlt. Für die
Akquisition von Kunden bedeutsam ist darüber hinaus der
Internetauftritt des Unternehmens, den Dirk Lankermann als
Computerfreak natürlich vollständig selber entwickelt und
umgesetzt hat. Interessierte können hier viele Details über das
Unternehmen recherchieren und sich anhand zahlloser Fotos
einen Eindruck vom Leistungsspektrum der Glaserei verschaffen.
Das digitale Bildarchiv des Unternehmens wächst dabei
im übrigen von Tag zu Tag, denn Lankermanns Mitarbeiter
sind gehalten alle Ergebnisse ihrer Arbeit mit der Digitalkamera
zu dokumentieren. „So kann ich Neukunden auf einfache
Art und Weise einen optischen Eindruck von unserer
Arbeit geben”, betont Lankermann, „und das ist in bestimmten
Phasen des Kundengesprächs besonders wichtig.”
Als ‚wichtig’ bezeichnet Dirk Lankermann unterdessen auch
das Bemühen um Qualität bei der Ausbildung des Berufsnachwuchses.
In seinem Unternehmen bildet er deshalb
neben 2 Glaserlehrlingen auch einen kaufmännischen Azubi
aus. Zudem ist er sowohl im Gesellen- als auch im Meisterprüfungsausschuss
seiner Innung aktiv. Dieses
ehrenamtliche Engagement in der Handwerksorganisation
macht den ohnehin schon sehr
gedrängten Terminplan des Jungunternehmers
noch ein bisschen enger. Deshalb kann es bei
terminlich gebundenen Projekten auch schon
einmal passieren, dass er frühmorgens um 4 Uhr
an seinem Schreibtisch sitzt. Für einen längeren
Urlaub hat Lankermann jedenfalls seit der Betriebsübernahme
bislang noch keine Zeit gefunden. In
den letzten Monaten hat er stattdessen eine ganz
eigene Methode entwickelt, Abstand von der
betrieblichen Hektik zu finden. Größtenteils in
Eigenleistung hat er ein altes Haus renoviert und
dabei einerseits viele seiner kreativen Ideen
verwirklicht und andererseits tiefe Zufriedenheit
empfunden. „Das war bei aller Anstrengung wahrscheinlich
sogar erholsamer als ein Urlaub”, vermutet
Lankermann.