Das renommierte Duisburger Glaserei-Unternehmen Scholl ist nicht nur Deutschlands älteste Glasmalerei, sondern auch Duisburgs ältester Handwerksbetrieb und nach der sogenannten „Einhorn-Apotheke" auch das älteste Unternehmen Duisburgs überhaupt. Doch ein junger Firmenchef hat sich aufgemacht, diese historienschwere Handwerkstradition mit den Anforderungen des modernen Wettbewerbes zu verbinden – teils mit sehr ungewöhnlichen Maßnahmen.
Dirk Lankermann ist ein Prototyp des jungen, dynamischen Unternehmers, der mit gerade mal 25 Jahren die traditionsreiche Duisburger Firma Glas Scholl von seinem Vater übernahm. „Das war kein leichter Schritt", erzählt der sympatische junge Mann, den man auf den ersten Blick eher an der Universität oder in den Programmierstuben in Silicon Valley vermuten würde. „Eine Firmengründung ist sowieso schon kompliziert genug, aber noch schwerer war es für mich, mit dem eigenem Vater verhandeln zu müssen". Seit nun 3 Jahren führt er sehr erfolgreich das Glaserei-Unternehmen, und erst kürzlich hat er sich eine neue Büroeinrichtung gegönnt. „Die Gründungsprämie vom Land NRW habe ich zunächst mal für wichtigere Investitionen gebraucht", sagt er. Die unternehmerische Umsicht wie auch den Mut, neue Wege einzuschlagen, hat er wohl von seinem Vater gelernt. Arnold Lankermann jr., Glaser- und Malermeister und Sohn einer alten Duisburger Handwerksfamilie, hat die Firma Scholl auch in recht jungen Jahren übernommen und parallel zu seinem bestehenden Maler-, Lackierer- und Innenausbaubetrieb geführt. Durch zahlreiche Investitionen machte er die altehrwürdige Kunstglaserei zu einem modernen Dienstleistungsunternehmen rund um´s Glas. Berühmt wurde das kleine Handwerksunternehmen Scholl ursprünglich durch seine Kirchenfenster, welche in der Duisburger Cecilienstrasse, dem historischen Stammsitz der Glaserei, seit dem frühen 18. Jahrhundert in mühevoller Handarbeit hergestellt und die bis nach Paraguay und Brasilien geliefert wurden. Auch die Fenster in der Gedächtniskirche von Bergen-Belsen, einige kunstvolle Verglasungen des Duisburger Rathauses oder die alten hohen Glasfenster der Salvatorkirche sind das Ergebnis Schollscher Meisterkunst. Über zwei Jahrhunderte blieb die Glasmalerei im Besitz der Familie Scholl. Da Ferdinand Scholl, der letzte Sproß dieser alten Duisburger Familie, keine Erben hinterließ, übernahm 1961 Fritz Selbach aus Köln diese historisch ehrwürdige Firma, und seit 1981 ist sie im Besitz der Duisburger Handwerksfamilie Lankermann, die aber weiterhin den alten Unternehmensnamen beibehält. Dirk Lankermann arbeitete viele Jahre in dem väterlichen Betrieb, zunächst als Geselle, dann als Glasermeister. Zusammen brachten sie (Vater und Sohn?) in dieser Zeit das Leistungsprogramm der Firma auf den neuesten Stand und auf eine breitere Produktpalette. Neben der Kunstglaserei, die nach wie vor einen Schwerpunkt darstellt und mit Angeboten verschiedener moderner Glasveredelungstechniken lockt, werden in der separaten Glaserei auch die „normalen" Kundenwünsche nach Fenstern, Türen, Ganzglas-Raumteilern oder Accessoires u.a. bedient. In einem eigens eingerichteten Ladengeschäft werden darüber hinaus seit 1984 Glasbilder, Spiegel, Sandstrahlarbeiten, Tische u.a. zum Verkauf angeboten.
Eine solche Erweiterung der Firmenpalette erforderte natürlich seinen Preis: 1983 mußte der traditionelle Firmensitz in der Duisburger Innenstadt aufgegeben werden, um für größere Werkstätten mit dazugehöriger Ausstellung Raum zu schaffen. Seit dieser Zeit hat der Betrieb seinen Sitz im Duisburger Industriegebiet Neuenkamp. Die Glaserei Scholl, die seit Ende 1996 von Dirk Lankermann allein geführt wird, ist mit der Firma Arnold Lankermann GmbH, einem Betrieb für alle Formen des Innenausbaus, in einem Hallenkomplex, nur durch eine Wand voneinander getrennt, angesiedelt. Da kann es schon einmal passieren, dass die Kunden von Glas Scholl zunächst an der falschen Türe anklopfen, um sodann in den hinteren Teil des Firmengeländes verwiesen zu werden. Hier arbeitet Dirk Lankermann selbstbewußt mit 7 Facharbeitern und 2 Lehrlingen an der Erfolgsgeschichte der Firma Scholl weiter. Bereits sein Vater hatte neueste Geräte und Maschinen angeschafft, welche die individuelle Glasverarbeitung auf modernstem Niveau ermöglichten. Doch das Wölben, Strahlen, Schneiden oder Schleifen des Glases läßt sich auch heute nicht durch maschinelle Techniken rationalisieren. Die Handarbeit ist und bleibt Mittelpunkt. Selbst die Sandstrahldekore, die Dirk Lankermann heute am Computer entwirft, müssen immer noch manuell auf das Glas gezaubert werden. Dasselbe gilt für die Werbebeschriftungen auf Glas, die Dirk Lankermann als weitere Innovation ins Firmenprogramm aufgenommen hat. In der Werkstatt gibt es ein großes Lager u.a. mit teurem mundgeblasenen Glas, das aus zwei deutschen Glashütten und aus Amerika bezogen wird, denn Kunstverglasungen und gewölbtes Glas sind immer gefragt. Aber auch Funktionsgläser wie z.B. Wärmeschutz-, Schallschutz-, Sonnenschutzglas und Einbruchschutz-Isolierglas oder Bleiverglasungen können von der Firma Scholl angefertigt und geliefert werden. Doch Dirk Lankermann weiß, wie hart umkämpft der heutige Markt ist, und von daher setzt er vor allem auf intensive Serviceleistungen und – das Internet. Außergewöhnlich ist so nicht nur, daß Glas Scholl einen 24 Stunden „Glas-Notdienst" hat. Über eine Handrufumleitung ist die Firma jederzeit und überall erreichbar, was allerdings auch Probleme mit sich bringt. „Manchmal rufen uns Leute mitten in der Nacht an, nur um sich nach dem Preis für eine neue Kühlschrank-Scheibe zu erkundigen". Dabei hat Dirk Lankermann eine perfekt gemachte Homepage im Internet eingerichtet, wo man alle Leistungsangebote von Glas Scholl direkt abfragen kann. Das Internet erspart ihm auch den klassischen Werbeprospekt, der im Gegensatz zur Website viel öfter neu gedruckt werden müßte, weil er schon wieder veraltet ist. Und es ist schon häufig passiert, daß jemand beim „Surfen" auf glas-scholl.de gestoßen ist und am anderen Tag einen Raumteiler geordert hat. Lankermann, der schon als Kind ein Computer- und Technikfreak war, läßt seine Mitarbeiter alle ausgeführten Arbeiten mittels einer digitalen Kamera photographieren, um so das Bildmaterial für seine Homepage zu erhalten. Und im Glasladen gleich neben der Werkstatt kann man nicht nur kunstvoll angefertigte Scheiben, Glastüren, Glastische u.a. bestaunen, sondern auf einem Computer auch nebenbei größere Prestigeobjekte der Firma wie die komplette Verglasung eines Einkaufscenters anschauen.
In dieser Weise versucht Dirk Lankermann, dem Motto der Firma Scholl treu zu bleiben, welches heißt: „Tradition ist nicht Erstarrung, sondern Verpflichtung für die Zukunft".
Auf der Website des Unternehmens finden sich folgerichtig denn auch nicht nur die aktuellen Leistungsangebote, sondern auch zahlreiche Ausführungen zur Firmengeschichte. Hier kann man auch erfahren, dass es sich eigentlich einem denkwürdigen Zufall verdankt, dass die traditionsreiche Glaserei auch heute noch in Duisburg angesiedelt ist. 1727 flüchtete der Firmengründer Johann Gerhardus Scholl von Duisburg nach Essen, um den Werbern Friedrich Wilhelm I. von Preußens zu entgehen. Da Duisburg zu dieser Zeit aber keinen Glaser hatte, konnte Scholl auf Bitte der Duisburger beim König in seine Heimatstadt zurückkehren, ohne in der preußischen Armee dienen zu müssen – ein Privileg, dass Scholl sogleich für seine Kinder und Enkel eigenhändig vom preußischen König ausstellen ließ. Dirk Lankermann hat ein solches Privileg zwar nicht mehr genossen, doch auch ihn zeichnet die handwerkliche Begeisterung aus, die einst die Firma groß gemacht hat. Hinzu gekommen ist allerdings bei ihm ein unternehmerisches Gespür für die Anforderungen des modernen Marktes. Auf der Website des Unternehmens hat Dirk Lankermann so z.B. eine extra Seite mit Namen „Gästeliste" eingerichtet, auf der sich alle Kunden mit Grüßen, Dankesworten, aber auch eventuellen Beschwerden verewigen können. Auch wenn letztere bis heute ausgeblieben sind: eine solche Firmenpolitik steht für Transparenz und Offenheit - glasklar!
Quelle: Handwerkskammer Düsseldorf 2000
ADDRESSE
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