(Richtlinie der Firma BGT Bischoff Glastechnik AG (www.bgt-bretten.de)

Richtlinie zur Beurteilung der visuellen Qualität von emaillierten und siebbedruckten Gläsern

Fassung März 2002

1. Geltungsbereich

Diese Richtlinie gilt für die Beurteilung der visuellen Qualität von vollflächig bzw. teilflächig emaillierten und siebbedruckten Gläsern, die durch Auftragen und Einbrennen von Emailfarben als Einscheibensicherheitsglas oder teilvorgespanntes Glas hergestellt werden.

Zur Qualitätssicherung und richtigen Beurteilung der Produkte ist es erforderlich, dem Hersteller mit der Bestellung den konkreten Anwendungsbereich bekanntzugeben. Das betrifft insbesondere folgende Angaben:

Werden emaillierte und/oder siebbedruckte Gläser zu VSG oder Isolierglas verbunden, wird jede Scheibe einzeln beurteilt (wie Monoscheiben).

2. Erläuterungen / Hinweise / Begriffe

2.1 Vollflächig emaillierte Gläser

Die  Glasoberfläche ist durch verschiedene Auftragsarten vollflächig emailliert. Die Betrachtung erfolgt immer durch die nicht emaillierte Glasscheibe auf die Farbe, so daß die Eigenfarbe des Glases die Farbgebung beeinflußt. Die emaillierte Seite muß immer die von der Bewitterung abgewandte Seite (Ebene 2 oder mehr) sein. Ausnahmen sind nur bei Innenanwendung und nach vorheriger Rücksprache mit dem Hersteller zulässig. Anwendungen im Durchsichtbereich (Betrachtung von beiden Seiten) müssen immer mit dem Hersteller abgestimmt werden. In Abhängigkeit vom Herstellungsverfahren ergeben sich Unterschiede und Besonderheiten, die nachfolgend genannt werden.

2.1.1 Walzverfahren

Die plane Glasscheibe wird unter einer gerillten Gummiwalze durchgefahren, die die Emailfarbe auf die Glasoberfläche überträgt. Dadurch wird eine gleichmäßige homogene Farbverteilung gewährleistet (Bedingung absolut plane Glasoberfläche), die jedoch bezüglich Farbauftrag (Farbdicke, Deckkraft) nur bedingt einstellbar ist. Typisch ist, daß die gerillte Struktur der Walze aus der Nähe zu sehen ist (Farbseite). Im Normalfall sieht man diese "Rillen" jedoch von der Vorderseite (durch das Glas) kaum. Es muß berücksichtigt werden, daß bei hellen Farben ein direkt auf die Hinterseite (Farbseite) aufgebrachtes Medium (Dichtstoffe, Paneelkleber, Isolierungen, Halterungen usw.) durchscheinen kann. Gewalzte Emailgläser sind in der Regel nicht für den Durchsichtbereich geeignet, so daß diese Anwendungen unbedingt mit dem Hersteller vorher abzustimmen sind (Sternenhimmel). Verfahrensbedingt ist ein leichter "Farbüberschlag" an allen Kanten, der insbesondere an den Längskanten (in Laufrichtung der Walzanlage gesehen) leicht wellig sein kann. Die Kantenfläche bleibt jedoch in der Regel sauber.

2.1.2 Gießverfahren

Die Glastafel läuft horizontal durch einen sogenannten "Gießschleier" und bedeckt die Oberfläche mit Farbe. Durch Verstellen der Dicke des Gießschleiers und der Durchlaufgeschwindigkeit kann die Dicke des Farbauftrages in einem relativ großen Bereich gesteuert werden. Durch leichte Unebenheit der Gießlippe besteht jedoch die Gefahr, daß in Längsrichtung (Gießrichtung) unterschiedlich dicke Streifen verursacht werden. Für den Durchsichtbereich gilt analog dem Walzverfahren, daß die Anwendungen unbedingt mit dem Hersteller vorher abzustimmen sind. Der "Farbüberschlag" an den Kanten ist wesentlich größer als beim Walzverfahren und nur mit hohem manuellen Aufwand zu beseitigen. Werden Sichtkanten gewünscht, müssen die Scheiben deshalb in der Kantenqualität "poliert" bestellt werden.

2.1.3 Siebdruckverfahren

Auf einem horizontalen Siebdrucktisch wird die Farbe durch ein engmaschiges Sieb mit einem Rakel auf die Glasoberfläche aufgedruckt, wobei die Dicke des Farbauftrages nur geringfügig durch die Maschenweite des Siebes beeinflußt werden kann. Der Farbauftrag ist dabei generell dünner als beim Walz- und Gießverfahren und erscheint je nach gewählter Farbe deckend oder durchscheinend. Direkt auf die Hinterseite (Farbseite) aufgebrachte Medien (Dichtstoffe, Paneelkleber, Isolierungen, Halterungen usw.) scheinen durch. Die Anwendung für den Durchsichtbereich ist auch hier unbedingt mit dem Hersteller vorher abzustimmen. Typisch für den Fertigungsprozeß sind je nach Farbe leichte Streifen sowohl in Druckrichtung, aber auch quer dazu sowie vereinzelt auftretende "leichte Schleierstellen" durch punktuelle Siebreinigung in der Fertigung. Die Kanten bleiben beim Siebdruck in der Regel sauber, können jedoch im Saumbereich eine leichte Farbwulst aufweisen, so daß der Hinweis auf freistehende Kanten für eine anwendungsgerechte Fertigung erforderlich ist. Das Bedrucken von leicht strukturierten Gläsern ist möglich, aber immer mit dem Hersteller abzuklären. Der gleichmäßige Farbauftrag wie bei Floatgläsern ist nicht gegeben.

2.2 Teilflächig emaillierte Gläser

Die Glasoberflächen sind durch verschiedene Auftragsarten teilweise emailliert. Dazu gehören auch randemaillierte Gläser. Es gelten die Besonderheiten analog 2.1.

2.3 Siebbedruckte Gläser

Die Glasoberflächen werden maschinell auf der Grundlage spezifischer Dekorvorlagen und Siebdruckschablonen mit Emailfarben bedruckt und zum Einbrennen analog emaillierter Gläser zum Ofenprozeß (ESG oder teilvorgespanntem Glas) zugeführt. Grundsätzlich gelten die gleichen Bedingungen wie bei vollflächig emaillierten Gläsern (s. Punkt 2.1). Durch Toleranzen im Glasformat und Sieb kann es zu unbedruckten Rändern kommen.

3. Prüfungen

Die Beurteilung der visuellen Qualität von emaillierten und siebbedruckten Gläsern erfolgt aus mindestens 3 m Entfernung und senkrechter Betrachtungsweise bzw. einer Betrachtung von max. 30° zur Senkrechten bei normalem Tageslicht ohne direkte Sonneneinstrahlung oder Gegenlicht von der Vorder- bzw. Rückseite vor einem lichtundurchlässigen Hintergrund. Die Betrachtung erfolgt immer durch die unbehandelte Glasseite auf die emaillierte bzw. siebbedruckte Scheibe bzw. bei Gläsern, die für den Durchsichtbereich bestellt werden von beiden Seiten. Dabei dürfen die Beanstandungen nicht besonders markiert sein.

Für ESG-spezifische Fehler gilt die visuelle Richtlinie für Einscheibensicherheitsglas / TVG. Bei der Beurteilung der Fehler wird entsprechend nachfolgender Skizze in Falzzone und Hauptzone unterschieden.

* wird die Falzzone auf Forderung des Kunden kleiner und entfällt diese ganz, ist in jedem Fall eine Rücksprache mit dem Hersteller zur Beschaffenheit erforderlich.

 

Die Anforderungen an die visuelle Qualität sind in nachfolgenden Tabellen 1 und 2 angegeben.

Tabelle 1: Fehlerarten / Toleranzen für vollflächig bzw. teilflächig emaillierte Gläser (ohne Dekor)
Fehlerart Hauptzone Falzzone
Fehlerhafte Stellen im Email je Einheit * Anzahl: max. 3 Stück, davon keine >=25 mm²

Summe aller Fehlstellen: max. 25 mm²

Breite: max. 3 mm, vereinzelt 5 mm

Länge: keine Begrenzung

Haarkratzer

(nur bei wechselndem Lichteinfall sichtbar)

zulässig bis 10 mm Länge zulässig / keine Einschränkung
Wolken unzulässig zulässig / keine Einschränkung
Farbüberschlag an den Kanten entfällt zulässig bei gerahmten Scheiben

unzulässig bei Sichtkanten (Voraussetzung: geschliffene oder polierte Kante)

Toleranz der Abmessung bei Teilemail **,

siehe Abb.1

in Abhängigkeit von Breite der Emaillierung:

 

Emailbreite:

< = 100 mm

< = 500 mm

<= 1000 mm

<= 2000 mm

<= 3000 mm

<= 4000 mm

Toleranz:

± 1,5 mm

± 2,0 mm

± 2,5 mm

± 3,0 mm

± 4,0 mm

± 5,0 mm

Email-Lagetoleranz **

(nur bei Teilemaillierung)

Druckgröße <= 2000 mm:  ± 2,0 mm

Druckgröße > 2000 mm: ± 4,0 mm

 
Farbabweichungen s. Punkt 4  

* Fehler <= 0,5 mm ("Sternenhimmel" oder "Pinholes" = kleinste Fehlstellen im Email) sind zulässig und werden generell nicht berücksichtigt. Die Ausbesserung von Fehlstellen mit Emailfarbe vor dem Vorspannprozeß bzw. mit organischem Lack nach dem Vorspannprozeß ist zulässig, wobei jedoch organischer Lack nicht verwendet werden darf, wenn das Glas zu Isolierglas weiterverarbeitet wird und sich die Fehlstelle im Bereich der Randabdichtung des Isolierglases befindet. Die ausgebesserten Fehlstellen dürfen aus 3 m Entfernung nicht sichtbar sein.

** Email-Lagetoleranz wird vom Referenzpunkt aus gemessen.

 

Tabelle 2: Fehlerarten / Toleranzen für siebbedruckte Gläser (mit Dekor)
Fehlerart Hauptzone Falzzone
Fehlerhafte Stellen im Email je Einheit * Anzahl: max. 3 Stück, davon keine>=25 mm²

Summe aller Fehlstellen: max. 25 mm²

Breite: max. 3 mm, vereinzelt 5 mm

Länge: keine Begrenzung

Haarkratzer

(nur bei wechselndem Lichteinfall sichtbar)

zulässig bis 10 mm Länge zulässig / keine Einschränkung
Wolken ** unzulässig zulässig / keine Einschränkung
Wasserflecken unzulässig zulässig / keine Einschränkung
Farbüberschlag an den Kanten entfällt zulässig bei gerahmten Scheiben

unzulässig bei Sichtkanten (Voraussetzung: geschliffene oder polierte Kante)

Geometrie der Figur (Motivgröße),

siehe Abb.1

in Abhängigkeit von der Kantenlänge der Druckfläche::  
Kantenlänge:

< =  30 mm

< = 100 mm

<=  500 mm

<= 1000 mm

<= 2000 mm

<= 3000 mm

<= 4000 mm

Toleranz:

± 0,8 mm

± 1,0 mm

± 1,2 mm

± 2,0 mm

± 2,5 mm

± 3,0 mm

± 4,0 mm

Fehler je Figur Fehler müssen mindestens 250 mm voneinander entfernt sein keine Einschränkung
Design-Lagetoleranz ***

 

Druckgröße <= 2000 mm:  ± 2,0 mm

Druckgröße > 2000 mm: ± 4,0 mm

 
Farbabweichungen s. Punkt 4  

* Fehler <= 0,5 mm ("Sternenhimmel" oder "Pinholes" = kleinste Fehlstellen im Email) sind zulässig und werden generell nicht berücksichtigt. 

** Bei feinen Dekoren (Rasterung mit Teilflächen kleiner 5 mm) kann ein sogenannter Moiré-Effekt auftreten. Aus diesem Grund ist eine Abstimmung mit dem Hersteller erforderlich.

*** Die Design-Lagetoleranz wird von Referenzpunkt aus gemessen.

Für geometrische Figuren oder sogenannte Lochmasken unter 3 mm Größe oder Verläufe von 0 - 100 % gelten folgende Anmerkungen:

Abbildung 1: zu Tabelle 1 (Toleranz der Abmessung bei Teilemail) und Tabelle 2 (Toleranz der Motivgröße für siebbedruckte Gläser)

 

4. Beurteilung des Farbeindruckes

Farbabweichungen können grundsätzlich nicht ausgeschlossen werden, da diese durch mehrere nicht vermeidbare Einflüsse auftreten können. Auf Grund nachfolgend genannter Einflüsse kann unter bestimmten Licht- und Betrachtungsverhältnissen ein erkennbarer Farbunterschied zwischen zwei emaillierten Glastafeln vorherrschen, der vom Betrachter sehr subjektiv als "störend" oder auch "nicht störend" eingestuft werden kann.

4.1 Art des Basisglases und Einfluß der Farbe

Das verwendete Basisglas ist in der Regel ein Floatglas, d. h. die Oberfläche ist sehr plan und es kommt zu einer hohen Lichtreflexion. Zusätzlich kann dieses Glas mit verschiedensten Beschichtungen versehen sein, wie z. B. Sonnenschutzschichten (Erhöhung der Lichtreflexion der Oberfläche), reflexionsmindernden Beschichtungen oder auch leicht geprägt sein wie z. B. bei Strukturgläsern. Dazu kommt die sogenannte Eigenfarbe des Glases, die wesentlich von der Glasdicke und Glasart (z. B. durchgefärbte Gläser, entfärbte Gläser usw.) abhängt. Die Emailfarbe besteht aus anorganischen Stoffen, die für die Farbgebung verantwortlich sind und die geringen Schwankungen unterliegen. Diese Stoffe sind mit "Glasfluß" vermengt. Während des Vorspannprozesses umschließt der "Glasfluß" die Farbkörper und verbindet sich mit der Glasoberfläche. Erst nach diesem "Brennprozeß" ist die endgültige Farbgebung zu sehen. Die Farben sind so "eingestellt", daß sie bei einer Temperatur der Glasoberfläche von ca. 600 - 620°C innerhalb weniger Minuten in die Oberfläche "einschmelzen". Dieses "Temperaturfenster" ist sehr eng und insbesondere bei unterschiedlich großen Scheiben nicht immer exakt reproduzierbar einzuhalten. Darüber hinaus ist auch die Auftragsart entscheidend für den Farbeindruck. Ein Siebdruck bringt auf Grund des dünnen Farbauftrages weniger Deckkraft der Farbe als ein im Walzverfahren hergestelltes Produkt mit dickerem und somit dichterem Farbauftrag.

4.2 Lichtart, bei der das Objekt betrachtet wird

Die Lichtverhältnisse sind in Abhängigkeit von der Jahreszeit, Tageszeit und der vorherrschenden Witterung ständig verschieden. Das bedeutet, daß die Spektralfarben des Lichtes, welches durch die verschiedenen Medien (Luft, 1.Oberfläche, Glaskörper) auf die Farbe auftreffen, im Bereich des sichtbaren Spektrums (400 - 700 nm) unterschiedlich stark vorhanden sind. Die erste Oberfläche reflektiert bereits einen Teil des auftretenden Lichtes mehr oder weniger je nach Einfallswinkel. Die auf die Farbe auftreffenden "Spektralfarben" werden von der Farbe (Farbpigmenten) teilweise reflektiert bzw. absorbiert. Dadurch erscheint die Farbe je nach Lichtquelle unterschiedlich.

4.3 Betrachter bzw. Art der Betrachtung

Das menschliche Auge reagiert auf verschiedene Farben sehr unterschiedlich. Während bei Blautönen bereits ein sehr geringer Farbunterschied gravierend auffällt, werden bei grünen Farben Farbunterschiede weniger wahrgenommen. Weitere Einflußgrößen sind der Betrachtungswinkel, die Größe des Objektes und vor allem auch die Art, wie nahe zwei zu vergleichende Objekte zueinander angeordnet sind. Eine objektive visuelle Einschätzung und Bewertung von Farbunterschieden ist aus den o. g. Gründen nicht möglich. Die Einführung eines objektiven Bewertungsmaßstabes erfordert deshalb die Messung des Farbunterschiedes unter vorher exakt definierten Bedingungen (Glasart, Farbe, Lichtart). Für alle Fälle, in denen der Kunde einen objektiven Bewertungsmaßstab für den Farbort verlangt, ist die Verfahrensweise vorher mit dem Lieferanten abzustimmen. Der grundsätzliche Ablauf ist nachfolgend definiert:

5. Sonstige Hinweise

Die sonstigen Eigenschaften der Produkte sind den jeweiligen Europäischen Normen zu entnehmen. Das sind:

Der Hersteller behält sich jedoch produktionsbedingte Abweichungen und Änderungen zum Stand der Technik vor.


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aktualisiert am 03.06.02 14:53